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Anpassung an die Inflation

So kann die Finanzabteilung äußere Faktoren in der Szenarioplanung nutzen

  • Die Inflation 2022 und der kommenden Jahre
  • Diese externen Treiber beeinflussen Ihre Planung
  • Drei Herangehensweisen zur Anpassung an die Inflation
  • Hypothetische Beispielszenarien in Zeiten des Klimawandels, von Home Office und geopolitischer Konflikte
Inhalt

Einführung

Von der globalen Pandemie über geopolitische Konflikte und Energiekrisen bis hin zu Klimawandel, Cyberangriffen und Home Office: Die Herausforderungen der letzten Jahre haben zu gravierenden Änderungen im Bereich der Finanzplanung und Analyse (FP&A) geführt. Dazu kam im Jahr 2022 ein rasanter und besorgniserregender Preis- und Zinsanstieg, dem weltweit versucht wird, durch Gegenmaßnahmen Herr zu werden. In vielen Ländern ist die Inflationsrate so hoch wie zuletzt vor 40 Jahren, wobei die Kosten für Energie und Lebensmittel am meisten gestiegen sind.

Die Inflation macht sich inzwischen auf der ganzen Welt bemerkbar, wo Menschen mit dem schnellen Preisanstieg für grundlegende Dinge wie Wohnungskosten, Lebensmittel und Energie zu kämpfen haben. Auch Unternehmen sehen sich aufgrund steigender Betriebskosten und Rohstoffpreise mit sinkenden Gewinnmargen konfrontiert. Dabei war die Inflationsrate in den Industrienationen lange Zeit recht stabil und galt als einfach zu kalkulierende Größe auf Grundlage historischer Daten. In diesen unruhigen Zeiten jedoch müssen Organisationen die Inflation nicht nur managen, sondern aktiv mit ihr planen.

“Es ist gut, wenn sich die europäischen Währungshüter in den kommenden Monaten weiterhin darauf konzentrieren, Inflation und vor allem Inflationserwartungen entschlossen zu bekämpfen. Dauerhaft hohe Inflationserwartungen der Menschen in der Währungsunion wären mit hohen Kosten für Wirtschaft und Gesellschaft verbunden.1

Henriette Peucker, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers des Bankenverbandes

Die Inflation 2022 und der kommenden Jahre

Eine Inflation kann viele Ursachen haben, aber fast immer geht sie mit einem verminderten Angebot oder einer verstärkten Nachfrage einher, was zu Preissteigerungen führt. Dadurch wird das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wiederhergestellt. Die Hauptgründe für die Preissteigerungen der letzten Jahre waren Unterbrechungen von Lieferketten, eine geringere Öllieferung und weitere Faktoren, die die Energienutzung beeinflussen. Finanzexperten sollten drei Schlüsselfaktoren beachten, um sich für eine Inflation zu wappnen:

  • 1
    Inflation ist ein weltweites Phänomen, aber die Inflationsrate ist je nach Land unterschiedlich hoch.
  • 2
    Eine Inflation kann mit verschiedenen Indizes gemessen werden, die jeweils andere Schlussfolgerungen zulassen.
  • 3
    Die Inflation trifft alle Branchen unterschiedlich.

Inflation bedeutet einen kontinuierlichen Anstieg der Preise, der einen Rückgang der Kaufkraft zur Folge hat.

Meist wird die Inflation in verschiedenen Zeitabständen anhand eines festgelegten „Warenkorbs“ aus haushaltsüblichen Verbrauchsgütern gemessen. Wenn sich der Gesamtwert eines Warenkorbs z. B. am 1. Januar 2021 auf 100 EUR und am 1. Januar 2022 auf 105 EUR belief, beträgt die Inflationsrate innerhalb dieses Jahres 5 %. Das bedeutet, dass der Preis für den gleichen Warenkorb im Vergleich zum Vorjahr um 5 % gestiegen ist.

Herausforderungen für Unternehmen während einer Inflation2:

  • Geopolitische Risiken
  • Gestiegene Löhne und Gehälter
  • Gestiegene Rohstoffpreise
  • Lieferschwierigkeiten
  • Wechselkursschwankungen
  • Unsicherheitsfaktoren bei langfristiger Planung

Die Inflation als globales Problem

Diese Karte des Pew Research Centers3aus dem ersten Quartal 2022 zeigt das weltweite Umsichgreifen der Inflation und die Schwankungen im gesamten Jahresverlauf. Die Unterschiede zwischen den Inflationsraten einzelner Länder können enorm sein. Das unterstreicht die Komplexität des Problems und die Wichtigkeit einer Strategie, um Inflationsbewegungen einzuplanen und zu managen.

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Inflationsindizes

Tabelle 1 zeigt die verschiedenen Indizes zur Messung der Inflation. Jeder Index zeigt die Auswirkungen der Inflation auf einen speziellen Bereich, und wie Veränderungen bei bestimmten Rohstoffen oder Produkten die Inflationsrate beeinflussen. Der Wohnungssektor etwa ist ein Bereich, der sich unverhältnismäßig stark und gezielt auf die Inflationsrate auswirkt. Ein rasanter Anstieg der Wohnkosten in einer bestimmten Region kann einen Anstieg der Gesamtinflationsrate verursachen. Wenn die Rate allerdings für andere Ausgaben konstant bleibt oder sogar leicht sinkt, können andere Unternehmen und Produkte davon unberührt bleiben. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, die verschiedenen Indizes und ihre Bedeutung zu verstehen.

Grundsätzlich haben die meisten Länder einige Hauptindizes zur Inflationsmessung, darunter die folgenden:

  • Verbraucherpreisindex: Zur Messung der Inflation anhand eines „Warenkorbs“ mit regelmäßig gekauften Verbrauchsgütern

  • Verbraucherpreisindex inklusive Wohnkosten: Zur Messung der Inflation unter Einbeziehung der Wohnkosten

  • Erzeugerpreisindex: Zur Messung von Inputgrößen, die Unternehmen zur Bereitstellung anderer Güter und Dienstleistungen erwerben müssen

Bei der Festlegung von Indizes und Forecasts für die Planung muss beachtet werden, welche Aspekte in die jeweilige Berechnung mit einfließen und welche Indizes für die jeweilige Organisation besonders relevant und geeignet sind. Tabelle 1 zeigt die am häufigsten verwendeten Indizes mit Quellen.

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Inflationsraten nach Branche

Die Inflation und die vielen Unsicherheitsfaktoren der letzten Jahre hatten tiefgreifende Auswirkungen auf den Finanzbereich als Ganzes und besonders die Finanzplanung. Dieses Schaubild der Europäischen Zentralbank4 zeigt die Volatilität und die Unbeständigkeit der Inflationsraten in verschiedenen Branchen. Geht man nach dem HVPI in der Eurozone, reichen die branchenspezifischen Inflationsraten von 0,8 % in der Bildungsbranche bis zu 19,7 % im Wohn- und Energiesektor. Finanzexperten sollten sich unbedingt bewusstwerden, wie sich die Inflation auf die verschiedenen Branchen auswirkt, welche Inputgrößen es gibt und welche Annahmen für Modellierungen der kommenden Monate und Jahre verwendet werden können. Für eine Branche, die stark von Energie- und Lebensmittelpreisen abhängt, braucht es andere Annahmen als bspw. für die Bildungsbranche.

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Weitere externe Treiber, die zu berücksichtigen sind

Die Veränderungen und Unsicherheiten der letzten Jahre haben die Notwendigkeit für externe Treiber im Planungsprozess erhöht. Damit können Unternehmen die Präzision ihrer Forecasts und Prognosen erhöhen. Zinssätze, Wechselkurse und Rohstoffpreise gehören zu den externen Faktoren, die Finanzexperten in ihrem Planungsprozess berücksichtigen können.

Zinsen sind ein externer Treiber, der in jedem Unternehmen beachtet werden sollte. Sie sind eines der wichtigsten Mittel, mit denen Regierungen die Inflation eindämmen können. Durch die Auswirkungen von Zinsen auf die Kosten von Kapitalanleihen und -vorhaltung gewinnen Zinssätze in Inflationszeiten umso mehr an Bedeutung. FP&A-Abteilungen müssen eng mit dem Schatzmeister zusammenarbeiten, damit Unternehmen mit einem Plan für das Management schwankender Zinssätze gerüstet sind.

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit schwanken auch häufig die Wechselkurse. Das britische Pfund etwa hat durch den Brexit enorm an Wert verloren. Für Unternehmen, die über keine Strategie zur Risikominderung verfügen, können unerwartete Wechselkursschwankungen tiefgreifende Folgen haben.

Zusätzlich zu den Zinssätzen und Wechselkursen müssen weitere externe Treiber in Betracht gezogen werden, u. a. Öl- und Energiepreise sowie das Wetter. Neben der Einbindung von externen Treibern in den Planungsprozess sind Sensitivitätsanalysen von zentraler Bedeutung, um mehrere Szenarien durchzuspielen und je nach Situation die unterschiedlichen Folgen für ein Unternehmen zu verstehen.

Anpassung an die Inflation: drei Herangehensweisen

FP&A-Experten hatten in den letzten Jahren angesichts der scheinbar nicht enden wollenden Volatilität alle Hände voll zu tun. Dabei haben sich sechs Trends durchgesetzt5:

  • 1
    Mehr und schneller aufeinanderfolgende Forecasts seit Beginn der COVID-19-Pandemie
  • 2
    Zunehmende Unzufriedenheit mit den Forecasts
  • 3
    Höhere Nachfrage nach der Integration externer Daten
  • 4
    Stärkere Notwendigkeit zur Koordination zwischen FP&A-Experten und dem restlichen Unternehmen
  • 5
    Stärkere Notwendigkeit, schnell verschiedene Szenarien zu modellieren
  • 6
    Höhere Kassenbestände in Unternehmen, um das Risiko der unsicheren Wirtschaftslage abzufedern

FP&A-Experten sind in der Zwickmühle: Sie müssen einerseits die an sie gestellten Erwartungen erfüllen, andererseits steigt die Unzufriedenheit mit ihren Forecasts. Angesichts dieser Veränderungen ist es umso wichtiger, dass FP&A-Experten sich an diese unruhigen Zeiten anpassen, damit ihre Unternehmen widerstandsfähig bleiben.

FP&A-Experten können einer Inflation in dreierlei Hinsicht begegnen:

  • 1
    Business Partnering
  • 2
    Technologien für Predictive Planning
  • 3

    Sensitivitätsanalyse und Szenarioplanung

1. Business partnering

Zwischen einer unsicheren Wirtschaftslage und Business Partnering existiert ein direkter Zusammenhang: Je unsicherer die Lage, desto enger müssen FP&A-Experten mit dem Rest des Unternehmens zusammenarbeiten. Sie müssen sich ihrer Rolle als strategische Berater für ihre Organisationen bewusstwerden, in der sie in ständigem produktivem Austausch mit allen Fachabteilungen stehen.

So sollten FP&A-Experten Management- und Planungsstrategien nicht nur erhalten, sondern zu ihrer Entstehung beitragen, um der üblichen Volatilität einer solchen Lage entgegenzuwirken und diese bei Planungen zu berücksichtigen. Als Business Partner können Sie die folgenden Faktoren ins Auge fassen, die den Umsatz steigern oder Ausgaben verringern könnten.

  • Produktpalette: Überprüfung der gesamten Produktpalette und Suche nach Möglichkeiten, unprofitable Produkte vom Markt zu nehmen, Produkte zu bündeln oder Preise zu erhöhen

  • Ausgaben: In Betracht ziehen von Zero-Based-Budgeting und Überprüfung und Begründung aller Ausgaben

  • Working Capital: Enge Zusammenarbeit mit dem Schatzmeister beim Aufsetzen von Cash-Management-Strategien zur Maximierung von Working Capital

2. Technologien zum Predictive Planning

Es ist mittlerweile wichtiger denn je, bei der Finanzplanung externe Faktoren, Sensitivitätsanalysen und verschiedene Szenarien zu berücksichtigen. Entsprechend führt an der digitalen Transformation kein Weg vorbei. Im FP&A Trends Survey 2022 gab die Mehrheit der Befragten an, dass sie mit dem Forecast zufriedener waren, wenn dabei die entsprechende Technologie zum Einsatz kam. Nur 39 % der Befragten bewerteten die Zufriedenheit mit Forecasts mit „gut“ oder „sehr gut“. Bei Organisationen, die ein cloudbasiertes Planungstool verwenden, stieg die Zahl jedoch auf 50 % an, bei der Verwendung von KI als Teil des Planungsprozesses6sogar auf 63 %.

Laut einer aktuellen BARC-Umfrage zu diesem Thema7 bricht Predictive Planning gerade alle Rekorde: Ein Viertel aller Unternehmen nutzt demnach bereits Prognosealgorithmen und Machine Learning, um Planungen und Forecasts schneller und effizienter zu gestalten und bessere und genauere Ergebnisse zu erzielen. Die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage auf einen Blick:

94%
aller Nutzer profitieren vom Einsatz von Technologien zum Predictive Planning oder erwarten, dies künftig zu tun
Der produktive Einsatz von Predictive-Planning-Technologien in der Unternehmensplanung hat sich in zwei Jahren fast
um 7x,
von 4 % im Jahr 2020 auf 27 % im Jahr 2022 gesteigert
64%
der Nutzer verbessern die Qualität und Genauigkeit von Prognosen mit Predictive Planning
1%
der Organisationen scheiterten bei der Einführung von Predictive-Planning-Technologien

Unternehmen müssen Predictive Planning und KI-Technologien als Wegbereiter hin zu einem vollständigeren und verlässlicheren Planungsverfahren nutzen. Technologie alleine macht noch keine Planung präziser. Sie kann Unternehmen jedoch einen besseren Überblick über die KPITreiber verschaffen und diese zusammen mit externen Treibern wie z. B. Schwankungen beim Rohstoffpreis in eine Planungsdatengrundlage einfließen lassen, die fundierte Entscheidungen ermöglicht. Ein verlässliches, cloudbasiertes Planungstool kann die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit erleichtern, externe Treiber mit einbeziehen, KI und maschinelles Lernen zum Hervorheben von Trends, Risiken und Chancen verwenden und verschiedene Geschäftsszenarien miteinander vergleichen. Trotz des Potenzials von Predictive Planning und KI-Technologien kursieren bei Finanzexperten immer noch jede Menge falsche Annahmen in Bezug auf ihren Einfluss. Vier der meistgenannten sind8:

3. Sensitivitätsanalyse und Szenarioplanung

Bei einer Sensitivitätsanalyse wird eine Inputgröße verändert und untersucht, wie sich ein Haupttreiber aufgrund dieser Veränderung verhält. Ein Beispiel für eine Sensitivitätsanalyse ist die Veränderung des Holzpreises und die Auswirkungen auf die Gesamtrentabilität eines Bauunternehmens bei verschiedenen Kostenpunkten für Holz. Eine Sensitivitätsanalyse bei Haupttreibern und -inputgrößen kann FP&A-Experten dabei helfen, die Auswirkungen jedes Treibers und Parameters auf die Finanzsituation des Unternehmens festzulegen. Das könnte z. B. folgendermaßen aussehen: Zunächst werden die drei bis fünf Haupttreiber für Unternehmensausgaben anhand verschiedener Inputgrößen einer Sensitivitätsanalyse unterzogen, um die Auswirkungen von steigenden Kosten auf die Gesamtfinanzlage zu untersuchen. Dadurch kann festgelegt werden, wann eine Organisation für eine bessere Liquidität sorgen oder die Preise erhöhen sollte, um ihr allgemeines und finanzielles Wohlergehen sicherzustellen.

Ein festes Budget mit nur einer Punktschätzung reicht in unserer heutigen schnelllebigen Welt nicht mehr aus. Stattdessen ist es wichtiger denn je, verschiedene Szenarien durchzuspielen. Jedes Unternehmen sollte Pläne aufsetzen, die für die kommenden Monate und Jahre verschiedene Szenarien für die Geschäftsentwicklung und den Umgang damit abbilden. Außerdem sollte sich jedes Unternehmen Gedanken machen, was es tun wird, falls die Inflationsrate in den nächsten zwei bis drei Jahren weiterhin so hoch bleibt und die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzt. Die Beantwortung dieser Fragen ist der erste Schritt für eine Planung und Modellierung möglicher Szenarien.

Niemand ist besser dafür geeignet als die FP&A Abteilung, sicherzustellen, dass das Business nicht nur verschiedene Szenarien durchspielt, sondern dass auch Pläne je nach eintreffendem Szenario aufgesetzt und umgesetzt werden können. Betrachten wir drei externe Treiber und mögliche Szenarien für den Planungsprozess.

Externer Treiber: Klimawandel

Unternehmen können Modelle für verschiedene Szenarien für durch den Kampf gegen den Klimawandel entstandene Entwicklungen erstellen, darunter für Gesetzesänderungen seitens der Politik, technologische Innovationen und Verschiebungen in der Industrie. So kann z. B. ein Hersteller von Verbrennungsmotoren modellieren, was passiert, wenn neue Gesetze den Verkauf seiner Produkte stark einschränken und/oder verbieten. In diesem Fall müsste das Unternehmen die Auswirkungen auf den Umsatz jedes Produktes, die Veränderungen bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie notwendige Investitionen überprüfen, um von diesem neuen Marktumfeld zu profitieren.

Externer Treiber: Homeoffice

Die Finanzabteilung spielte eine entscheidende Rolle als Begleiter für Unternehmen, die während der Pandemie ihre Büros schließen und die Mitarbeiter ins Homeoffice schicken mussten. Finanzabteilungen erstellten verschiedene Szenarien und überprüften dabei Mietkosten, Reisekosten und andere Ausgaben, um verschiedene Arbeitsmodelle zu unterstützen, darunter:

  • Dauerhafte Arbeit aus dem Homeoffice
  • Vorübergehende Arbeit aus dem Homeoffice
  • Verschiedene Zeitfenster, zu denen eine bestimmte Anzahl Mitarbeiter aus dem Homeoffice zurückkehren sollte

  • Dauerhaftes hybrides Arbeiten

Externer Treiber: Geopolitische Konflikte

Weltweit agierende Unternehmen müssen sich der geopolitischen Lage bewusst sein, vor allem in Anbetracht der anhaltenden Folgen des Ukraine-Kriegs auf die Weltwirtschaft. In einer solchen Situation können Länder auf verschiedene Weise reagieren und außenpolitisch handeln. Das kann sich – je nach Standort und geografischer Geschäftsaktivität – auch auf Unternehmen auswirken.

In einer aktuellen Studie von Ernst & Young werden vier mögliche geopolitische Szenarien9 aufgeführt, die Finanzexperten bei der Planung für ihr Unternehmen berücksichtigen können:

  • „Self-reliance reigns“ (Selbständigkeit siegt): Länder konzentrieren sich verstärkt auf die Produktion im Inland, um eigenständiger und unabhängiger von importierten Gütern und Dienstleistungen zu werden.

  • „Kalter Krieg 2.0“: Ähnlich wie im Kalten Krieg werden auf Grundlage gemeinsamer Ideologien Bündnisse geschlossen und Grenzen gezogen. Unternehmen müssten sich mit verschiedenen Wirtschaftsblöcken auseinandersetzen, die sich um politische Allianzen herum bilden.

  • „Friends first“ (Freunde gehen vor): Dabei würde es zu starken Wirtschaftsbündnissen und einem freien Handels- und Kapitalverkehr zwischen Ländern mit gemeinsamen Interessen kommen. Unternehmen müssten ihre Aktivitäten hauptsächlich auf verbündete Länder beschränken.

  • „Globalisierung light“: Die Globalisierung würde noch schneller voranschreiten. Dabei kommt es zu vergleichsweise wenigen geopolitischen Spannungen und einer Marktöffnung.

Finanzexperten können gemeinsam mit dem restlichen Unternehmen Szenarien entwerfen, um zu sehen, wie sie sich auf Geschäftsaktivitäten, Kunden, Umsatz, Niederlassungen usw. auswirken, und diese Szenarien entsprechend in den Planungsprozess einfließen lassen.

Betrachten wir als Beispiel ein geopolitisches Szenario und seine [hypothetischen] Auswirkungen auf einen Hersteller von Konsumgütern. Dafür erstellen wir zwei verschiedene Szenarien. Als Grundannahme dient ein Szenario gemäß „Self-reliance reigns“, in dem der Hersteller unter Druck gerät, mehr Güter und Dienstleistungen in seinem Heimatland zu produzieren bzw. zu erbringen.

  • Szenario 1: Rückverlagerung einer großen Produktionsstätte in das Heimatland („Reshoring“)

  • Szenario 2: Akzeptieren des Status quo

Folgende Annahmen gelten für die jeweiligen Szenarien:

Tabelle 2 stellt den Prozess einer Szenarioanalyse bei zwei unterschiedlichen Optionen dar. Mit der Kapitalwertmethode ermitteln wir den Kapitalwert für jedes Szenario. Zusätzlich kann eine Sensitivitätsanalyse die Auswirkungen bei Veränderungen bestimmter Annahmen aufzeigen.

Dieses Beispiel zeigt uns mehrere Handlungsmöglichkeiten:

  • Szenario 1 sofort umsetzen
  • Meilensteine zur Umsetzung von Szenario 1 festlegen und eine neue Produktionsstätte errichten
  • Szenario 2 umsetzen
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Die Wahrscheinlichkeit für ein Unternehmen, seine strategischen und wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, steigt durch die Entwicklung eines verlässlichen und automatisierten Prozesses für Predictive Planning, denn damit können verschiedene Szenarien und ihre Auswirkungen auf Geschäftsaktivitäten analysiert und festgelegt werden.

Zusammenfassung

FP&A-Experten können ihr Unternehmen während einer Inflation durch Business Partnering, Technologien zum Predictive Planning sowie Sensitivitätsanalysen und Szenarioplanung unterstützen.

Dabei ist ihre Rolle in unsicheren Zeiten umso wichtiger: Aus einem einfachen Back Office wird ein strategischer Partner, der echten Mehrwert liefert, indem er dem Unternehmen aufzeigt, wie es sich an diese Veränderungen anpassen kann.

Verweise

1 Federal Reserve, Monetary Policy and Price Stability, August 26, 2022
2 KPMG, 2022 KPMG Inflation Survey: Key survey takeaways, 2022
3 Pew Research Center, Where inflation is highest and lowest across 44 countries, 2022
4 European Central Bank, Measuring inflation – the Harmonised Index of Consumer Prices(HICP), September 16, 2022
5 Deloitte, Reinventing FP&A for the pandemic and beyond, 2020
6 FP&A Trends, FP&A Trends Survey 2022: How Technology Advances FP&A to the Role of Strategic Advisor, July 2022
7 BARC, Predictive Planning and Forecasting on the Rise – Hype or Reality?, 2022
8 Jedox, Four misconceptions about AI in finance organizations, 2022
9 EY, The CEO Imperative: Prepare now for the new era of globalization, September 2022

Autoren

Tim Caudill

Director of Americas Solution Advisory, Jedox Inc.

Paul Barnhurst

Gründer, The FP&A Guy

Phoebe Schmalz-Ziekow

Product Manager, Jedox GmbH